Die Möglichkeit, bequem von zu Hause am Computer Kleidung aus virtuellen Katalogen auszusuchen und Kleidung virtuell anzuprobieren, gibt es schon seit ein paar Jahren. Inzwischen bevorzugen schon viele die moderne Methode des Shoppings über das Internet. Das größte Manko war bisher immer die unpersönliche Figur, der man die Kleider „anziehen“ konnte. Damit ist jetzt Schluss. Ein Projekt von Studenten der Universität Bremen arbeitet zur Zeit an einer neuen Figurine, die man an die eigenen Körpermaße anpassen kann.
Für alle Formen des Versandhandels wie Internetshopping und Multimedia-Kataloge ist die virtuelle Anprobe interessant. Der Wunsch Kleidung zu bestellen und vorher „anzuprobieren“ ist schon lange bei den Kunden vorhanden. Jedoch sind die Angebote bisher für diesen Zweck unzureichend. Die Möglichkeiten beschränken sich auf Abbildungen und einfach gestaltete Figurinen die nur rudimentär anpassbar sind. Oft wird lediglich auf Maßtabellen zurückgegriffen.
Das Projekt „PviFig“ (Personalisierte virtuelle Figurine) hat ein neues System entwickelt, mit dem eine virtuelle Figur bezüglich der Körpermaße und des eigenen Aussehens angepasst werden kann. Die Individualisierung und realistische Modellierung von Figurinen am Computer bringt eine ganz neue Qualität in die virtuelle Anprobe. Dieses Projekt steht am Ende einer Reihe von Projekten an der Universität Bremen, die sich mit der computergestützten Entwicklung von Schnittmustern und der Simulation von Stoffen befasst haben.
Dem Kunden wird ein einfach zu bedienendes Programm zur Hand gegeben, in dem die eigenen Körpermaße eingetragen werden können. Die Figur wird anschließend in einer Umgebung präsentiert, in der sie vorgegebene Bewegungen ausführen kann oder vom Benutzer direkt gesteuert wird. Selbstverständlich kann das Ergebnis aus allen Blickwinkeln betrachtet werden.
Das Programm ist mit einem Eingabe-Assistenten ausgestattet, der den Benutzer beim Erstellen der eigenen Figurine unterstützt. Schon durch die Angabe der Konfektionsgröße ist ein brauchbares Ergebnis sichtbar. Wer es genauer möchte, kann in einem Maßdialog bis zu 53 verschiedene Maße und Körpermerkmale eingeben. Dabei gibt es ausführliche Hilfestellung zum Erfassen der Daten durch symbolische Abbildungen und Erläuterungen, die das korrekte Maßnehmen unterstützen. Ein Großteil der benötigten Daten kann auch automatisch berechnet werden.
Damit der Kunde sich in der Figurine besser wiedererkennt, kann er mit einem externen Programm Fotos des eigenen Gesichtes bearbeiten und die Figurine damit weiter personalisieren. So erhält sie das Gesicht des Benutzers, was ein höheres Maß an Individualität bewirkt. Weitere Körpermerkmale wie Haut, Augen, Nasen und sogar verschiedene Haarfrisuren können zusätzlich ausgewählt werden. Eine Verbesserung, die diese Figurine deutlich von herkömmlichen Modellen unterscheidet.
Es gibt verschiedene Einsatzmöglichkeiten für das Programm. Angefangen bei der virtuellen Anprobe zu Hause, über die Entwicklung und Präsentation von Produkten, bis hin zu einfachen Anwendungsgebieten, wie zum Beispiel die Visualisierung von 3D-Chatpartnern oder das Erstellen von Web-Guides. Die Figurine kann exportiert werden, um weitere Möglichkeiten offen zu halten.
Als Erweiterungsmöglichkeit bietet sich die Bekleidung der Figurine an. Hierzu gibt es auch schon Überlegungen, jedoch wäre dies erst für ein weiterführendes Projekt sinnvoll. In dem Projekt Pfivig wurde die Individualisierung der Figurine und ihre Darstellung realisiert. Bis dahin wird die Figurine mit einfachen Mittel bekleidet. Die Kleidung wird mit Texturierung direkt an der Figurine dargestellt.